Hebung des Bombers aus dem Zugersee, ab Juni 1952


Nach längeren Abklärungen baute Martin Schaffner bei der Liegenschaft Dosenbach an der Artherstrasse, Zug, ein Floss mit zwei Stahllagertanks à je 32'000 Liter Inhalt. Die Tanks wurden bei Wild, Kesselschmiede, Muri/AG hergestellt. Auf dem Floss waren drei Seilwinden installiert, Für den Abstieg des Tauchers auf 45m Tiefe führte eine Leiter bis zum Seegrund. Bug und Flügel des Bombers steckten im Schlamm des Seebodens..


Martin Schaffner 3. von links, vorne Taucher Scherrer


Bomber-Schaffner engagierte den Berufstaucher Gottlieb Scherrer, der früher bei Stäuble Wasserbau, Zürich arbeitete. Er hatte grosse Erfahrung beim Tauchen in grossen Tiefen. Zwecks Erkundigung und Befestigung der Zugseile stieg er 2 – 3 mal pro Tag zum Wrack in 45 m Tiefe. Mit den Winden wurde der Bomber gehoben. Acht Mann bedienten die Luftpumpe für den Taucher und diese wurden alle 15 Minuten abgelöst. Bis zu 30 Mann standen zeitweise auf dem Floss.

Nach sechs Wochen harter Arbeit, sie war fast zu Ende, rissen die Seile, das Floss schnellte in die Höhe und der Bomber sank nochmals auf den Seegrund. Es brauchte zwei weitere Wochen bis zum erneuten Hebeversuch. Als der Flügel mit dem US-Ai- Force Zeichen auftauchte, ergriff eine grosse Erleichterung alle Beteiligten. Die Hebearbeiten dauerten zwei Monate. 1`500 Liter Flugtreibstoff konnte auch abgepumpt werden. Wachtmeister Jakob/Kobi Segmehl, Chef der Stadtpolizei Zug begleitete die Hebearbeiten auf dem See und Bootsvermieter Weber half Schaffner bei den Transporten.



Zugersee-Bomber auf Kiesplatz, noch ohne Bug-Nase


In der Nacht vom 29. zum 30. August 1952 wurde der Zugersee-Bomber hinter dem heutigen Bootshafen in Zug an Land gebracht. Nach Reparatur der Räder wurde er zum Ausstellungsort auf den Kiesplatz gezogen (ein grosses Dreibein mit Flaschenzügen und einem Lastwagen mit Seilwinde der Firma Risi aus Oberwil), half dabei. Der Bug fehlte zuerst, er wurde später gehoben und angebracht. Als 13-Jähriger habe ich die Hebung, Anlandung und die Ausstellung mitverfolgen können.

Um den Bomber am Kiesplatz wurde eine Abschrankung mit Stoffbahnen (Sacktuch) erstellt. Hier hatte eigentlich der Kieshändler und Ledischiffbesitzer Weber seinen Arbeitsplatz. Der Eintrittspreis für die Besichtigung des Bombers war Fr. 1.10, für Kinder 55 Rappen. Die Besucher erhielten gleichzeitig eine 8-seitige Broschüre mit allen Details zum Bomber und den Hebungsarbeiten. Am ersten Sonntag kamen fast 10`000 Besucher, es regnete, der Boden verwandelte sich in Morast. Clever wie Schaffner war, reinigten am Ausgang vier Mann die Schuhe für 30 Rappen. Die Ausstellung war ein grosser Erfolg. Aus der ganzen Innerschweiz kamen Besucher. Ab Glarus und anderen Orten wurden Busreisen zum Besuch des Bombers organisiert.




 Flyer für Ausstellung in Biel-Bötzingen


Nach dem Start der Ausstellung in Zug kam der Bomber kurze Zeit zur Tankstelle von Schaffner, zwischen Kollermühle und Alpenblick in Cham. Danach für drei Monate nach Basel in die Mustermessehalle. Anschliessend von Mai bis Juni 1953 nach Biel-Bötzingen. Im Sommer 1953 neben den SBB Bahnhof in Lausanne. Hier wurde erstmals ein Glasbassin in der Grösse von 3x5x6m aufgestellt. Der Taucher Neumann schweisste zu Demonstrationszwecken unter Wasser Blechteile zusammen... dies war eine zusätzliche Attraktion. Neumann war während des Krieges Taucher auf dem deutschen Schlachtschiff "Tirpitz" und arbeitete nach dem Einsatz für Bomber Schaffner und bei der Firma Streuli Wasserbau, Horgen.




Bild „FEUERHORN“, Fasnachtszeitung des Styger-Rettungskorps der Freiwilligen Feuerwehr, Zug vom Februar 1953 – der Zugersee-Bomber als Geldquelle, im Hintergrund der stinkende Wal, ausgestellt 1952 am Güterbahnhof Zug und die Zentenarfeier „Zug 700 Jahre im Bund der Eidgenossen“ – ich kletterte als 13-jähriger auf den Freiheitsbaum, links im Bild und holte eine Cervelat herunter (Zeichnung von Johny Potthof – Archiv IG - FFZ, Zug)

                    

 

Ende 1953 kam der Zugersee-Bomber nach Bümplitz/Bern, danach nach Suhr/AG. Hier wurde der Bomber neben der Tankstelle von Bomber-Schaffner aufgestellt. Nach dem Tod von Martin Schaffner im Jahre 1965 wurde der Zugersee-Bomber 1966 nach St. Gallen an einen Herr Gschwend aus Herisau verkauft. Von Juni 1966 bis 1970 war er in St. Gallen-Winkeln mit einem Verbindungsflugzeug Messerschnitt Mf-108 ausgestellt, wo man einen Flugzeugthemenpark erstellen wollte. Dies konnte aber nicht realisiert werden.